In Xing Profilen stolpere ich oft über weibliche Profile mit männlichen Berufsbezeichnungen – wie Manager XY – und in meiner Vorstellung sehe ich sofort ein Bild von einem Mann als Manager. Sogar, wenn Name und Foto weiblich sind.
Genau das ist nämlich das Problem: Unsere Sprache verfestigt Vorstellungen. Das hat gar nichts damit zu tun, wie man dazu steht. Sprache schafft Bilder. Sprache gewöhnt.
Wie soll sich unsere Vorstellung über männliche und weibliche Berufe in unserer Gesellschaft und in Unternehmen ändern, wenn wir Frauen selbst dazu nicht stehen?
Auch Sprache kann sich verändern,
wenn wir Frauen es wollen.
Klar werden Sie einwerfen, dass die männlichen Begriffe mehr etabliert sind. Ja, das ist momentan noch so. Ist das nicht eine Schieflage, die wir Frauen selbst ändern können?
Übrigens: Auch neutrale Berufsbezeichnungen sind für mich in einem persönlichen Profil keine Lösung, die Vorstellung und Bilder in unseren Köpfen zu verändern. Da steckt wenig Kraft für einen Kulturwandel drin. Ich bin kein Neutrum, ich bin eine Frau. Wie soll der Wert einer Frau sichtbar werden, wenn ich mich als Frau selbst neutralisiere? Von Natur aus sind wir anders, nicht schlechter und nicht besser, sondern einfach nur anders.
Vielfalt schafft Wert in der Evolution und im Unternehmen!
Ist die Zeit nicht langsam reif, Mut zu haben und zu zeigen, dass Sie eine Frau sind?
An die Herren, die schon wieder Gefahr wittern, Sie müssen hier nix tun und werden auch nicht diskriminiert :-). Und an die Männer, die Vielfalt in unseren Unternehmen wollen, unterstützen und ermutigen Sie aktiv Frauen, sich als Frau authentisch darzustellen. Ganz nach Sheryl Sandbergs Idee #LeanInTogether.
Sprache ist Gewohnheit und schafft Realität
Der Mensch liebt gewohnte Bahnen. Sie sind vertraut und in der Sprache flutscht es, ohne dass wir groß darüber nachdenken. Wir – Frauen und Männer – betrachten die vorhandene Sprache als „normal“. Die deutsche Sprache tut sich enorm schwer mit weiblichen Berufsbezeichnungen. Oft ist es die verlängerte männliche Form mit „in“.
Das ist ungewohnt und holpert. Das geht mir ganz genauso! Verhaltensbiologin, Führungskräftetrainerin und Dozentin habe ich hingekriegt. Aber „Coach“ stand nach wie vor in meinem Profil und auf meiner Website.
Seit 2012 gibt es laut Duden den Begriff „Coachin“, den ich irgendwie nicht über meine Zunge brachte: Coachin fühlte sich für mich seltsam ungewohnt an.
Gebe ich „Coachin“ bei Google ein, werde ich gefragt, ob ich „Coaching“ meine. In Xing habe ich dann „Coachin“ in der Suchmaske eingegeben und siehe da, es gab 254 Ergebnisse! Ich habe die Profile langsam durchgescrollt und ab dem 40. Profil fing mein Gehirn langsam an, sich an Coachin zu gewöhnen. Ich musste es nur oft genug sehen, lesen und aussprechen. Genau so funktioniert Lernen und Veränderung: Das Wiederholen von Neuem, bis es eine Gewohnheit wird. Das verändert langsam aber sicher unsere Sprache und unsere Vorstellungen.
Bei mir flutscht jetzt der Begriff Coachin, aber flutscht es auch bei meinen Kunden? Wie wird das ankommen, falle ich damit auf? Aber wenn, dann macht mich das doch sichtbar. Denn eins ist sicher: Bei über 10.000 Xing-Profilen mit „Coach“ fällt diese Berufsbezeichnung auf jeden Fall nicht mehr auf. Was für eine Chance für Frauen, sichtbar zu werden!
Sprache ist Gewohnheit. Denken Sie nur mal an den Begriff „Bundeskanzlerin“, der im Nullkommanix völlig normal geworden ist.
Wir Frauen können die Vorstellungen in unserer Gesellschaft und in Unternehmen verändern, wenn wir wollen und bereit sind Neuland zu betreten.
Sie tun sich schwer mit Ihrer weiblichen Berufsbezeichnung?
Machen Sie den Selbstversuch! Probieren Sie es aus, tippen Sie in die Suchmaske in Xing Ihre weibliche Berufsbezeichnung ein und scrollen sie langsam die Profile runter. Fängt es langsam an zu flutschen? Ich hoffe, dass Ihre weibliche Berufsbezeichnung oft genug bei Xing auftaucht. Falls nicht, ändern Sie es in Ihrem Profil und fordern Sie Kolleginnen auf, es Ihnen nachzutun. Gemeinsam werden wir Frauen es schaffen, uns an die weibliche Form zu gewöhnen und sie zu etablieren. Denken Sie daran:
Gewohnheit schafft Realität.
Wenn Google mir bei Coachin nicht mehr Coaching vorschlägt, dann ist es für Google „normal“ und unsere Sprache und unsere Vorstellung hat sich ein Stück weit verändert. Das gilt natürlich für viele andere weibliche Berufsbezeichnungen auch. Werden Sie Teil dieser Bewegung, unsere Vorstellungen über weibliche Berufsbezeichnung zu ändern. Die Zeit ist reif!
Machen Sie mit!
- Überprüfen Sie Ihre Berufsbezeichnung und ändern Sie sie bei Bedarf in eine weibliche Form.
- Animieren Sie Kolleginnen und andere Frauen das auch zu tun.
- Teilen Sie diesen Post.
- Und ich freue mich natürlich auch über Männer, die Frauen ermutigen wollen und diesen Post teilen.
Je mehr mitmachen, desto schneller wird es für uns normal sein!